Gesellschaft Blinde fahren Auto
Ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit
Um jemanden zu verstehen, muss man sich in seine Lage versetzen. Darum haben sich am 23. und 24. August 2003 auf dem Flugplatz Ambri Blinde ans Steuer gesetzt und Sehende sind mit verbundenen Augen gefahren. Gestaunt haben beide. Und sehr viel gelernt.
„Ich bin 110 gefahren!“ Karla strahlt. Dass sie als Geburtsblinde nicht autofahren kann, hat sie bisher kaum gestört. Aber sie hat sich oft gefragt: ‚Warum müssen die so schnell fahren?’ Nun hat sie selbst erlebt, dass das unheimlich Spass machen kann. „Da könnte man ja süchtig werden!“, meint sie lachend. Aber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweitägigen Kurses haben nicht nur Gas gegeben, sie haben auch eine Vollbremsung hingelegt und sind die Strecke hinterher mit dem Fahrlehrer oder der Fahrlehrerin abgeschritten. Jetzt hat das Wort Bremsweg einen Inhalt bekommen, ist etwas beunruhigend Langes geworden. „Früher hab ich gedacht, die Autofahrer sehen mich ja und können anhalten. In Zukunft gehe ich wohl anders über die Strasse ...“ Dieser Satz ist immer wieder zu hören.
Zum dritten Mal ein voller Erfolg
Der Anlass in Ambri wurde vom Aargauischen Autofahrlehrer-Verband zusammen mit dem Schweizerischen Blindenbund bereits zum dritten Mal organisiert. Unterstützt wurde er unter anderem vom Fonds für Verkehrssicherheit, von der Gemeinde Quinto, vom Verkehrsverein der Leventina und der Schweizer Armee. Aber er wäre nicht möglich ohne die unzähligen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Zu ihnen gehören auch die 87 Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer aus der ganzen Schweiz; zwei sogar aus Kalabrien. Manche hatten zuerst Bedenken: Wie komme ich mit einem blinden Schüler zurecht? Wie spreche ich mit ihm? Wird es peinlich, wenn ich aus Versehen sage: ‚Siehst du!?’ Aber noch vor der ersten Begegnung erleben die Profis eine happige Überraschung.
Ich bin ja ein tumber Klotz!
Fahren mit Dunkelbrille: Jetzt ist man voll und ganz auf den Kollegen neben sich angewiesen. Und ist mit einem Mal nicht nur blind, sondern auch noch halb taub und überhaupt reichlich unsensibel. Stösst beim Einsteigen ins eigene Auto den Kopf an, merkt nicht, ob das Fahrzeug rollt oder steht. Bei der Vollbremsung drückt man darum die Kupplung zu spät und ist zudem aussserstande, geradeaus zu fahren. Manch einer spürt, dass er es nicht fertig bringt, dem andern blindlings zu vertrauen.
Später haben die Fahrlehrer eine blinde Person neben sich, die vielleicht nicht einmal gewusst hat, dass ein Auto Pedale hat. Aber nach einer ersten Kontaktnahme, findet sie jedes Bedienungsinstrument sofort wieder. Und die verschiedenen Übungen wie Slalom- oder Kreisfahren, auf Brettchen stehen bleiben und auf Geräusch reagieren macht sie mit mehr Gespür und weitaus konzentrierter als die Fahrschüler, mit denen man im Alltag zu tun hat. Und dann, in der Pause, ruft sie auch noch fröhlich: „Wir sehen uns später!“
„Wir erleben die komischsten Sachen.“
Die Erwartungen der über 70 Teilnehmenden sind sehr unterschiedlich. Manche Anfänger rechnen höchstens mit einem Plauschwochenende. Autobegeisterte wie Sheila brennen darauf, endlich wieder am Steuer zu sitzen. Sie hofft sehnlichst, dass bald Autos für Blinde erfunden werden. Urs ist früher selber gefahren. Seit er erblindet ist, lässt er sich so wenig wie möglich einschränken und ergreift begeistert die Gelegenheit, einmal einen Lastwagen zu chauffieren. Marc findet, die Automobilisten sollten endlich lernen, was zu tun ist, wenn eine sehbehinderte Person die Strasse überqueren will. Der Katalog der gut gemeinten Fehlschaltungen reicht von Lichthupen bis Aussteigen und Rüberführen und anderen komischen Sachen. Es ist noch ein weiter Weg. Aber das Ziel des Kurses, Verkehrssicherheit und gegenseitiges Verständnis zu fördern, wurde voll und ganz erreicht. Da sind sich Organisatoren und Teilnehmer einig. Darüberhinaus war es ein fröhlicher Anlass, bei dem man sich näher kennen lernen konnte. Das schätzten auch die Blindenführhunde.
Gesellschaft Blinde fahren Auto
Ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit
Um jemanden zu verstehen, muss man sich in seine Lage versetzen. Darum haben sich am 23. und 24. August 2003 auf dem Flugplatz Ambri Blinde ans Steuer gesetzt und Sehende sind mit verbundenen Augen gefahren. Gestaunt haben beide. Und sehr viel gelernt.
„Ich bin 110 gefahren!“ Karla strahlt. Dass sie als Geburtsblinde nicht autofahren kann, hat sie bisher kaum gestört. Aber sie hat sich oft gefragt: ‚Warum müssen die so schnell fahren?’ Nun hat sie selbst erlebt, dass das unheimlich Spass machen kann. „Da könnte man ja süchtig werden!“, meint sie lachend. Aber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweitägigen Kurses haben nicht nur Gas gegeben, sie haben auch eine Vollbremsung hingelegt und sind die Strecke hinterher mit dem Fahrlehrer oder der Fahrlehrerin abgeschritten. Jetzt hat das Wort Bremsweg einen Inhalt bekommen, ist etwas beunruhigend Langes geworden. „Früher hab ich gedacht, die Autofahrer sehen mich ja und können anhalten. In Zukunft gehe ich wohl anders über die Strasse ...“ Dieser Satz ist immer wieder zu hören.
Zum dritten Mal ein voller Erfolg
Der Anlass in Ambri wurde vom Aargauischen Autofahrlehrer-Verband zusammen mit dem Schweizerischen Blindenbund bereits zum dritten Mal organisiert. Unterstützt wurde er unter anderem vom Fonds für Verkehrssicherheit, von der Gemeinde Quinto, vom Verkehrsverein der Leventina und der Schweizer Armee. Aber er wäre nicht möglich ohne die unzähligen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Zu ihnen gehören auch die 87 Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer aus der ganzen Schweiz; zwei sogar aus Kalabrien. Manche hatten zuerst Bedenken: Wie komme ich mit einem blinden Schüler zurecht? Wie spreche ich mit ihm? Wird es peinlich, wenn ich aus Versehen sage: ‚Siehst du!?’ Aber noch vor der ersten Begegnung erleben die Profis eine happige Überraschung.
Ich bin ja ein tumber Klotz!
Fahren mit Dunkelbrille: Jetzt ist man voll und ganz auf den Kollegen neben sich angewiesen. Und ist mit einem Mal nicht nur blind, sondern auch noch halb taub und überhaupt reichlich unsensibel. Stösst beim Einsteigen ins eigene Auto den Kopf an, merkt nicht, ob das Fahrzeug rollt oder steht. Bei der Vollbremsung drückt man darum die Kupplung zu spät und ist zudem aussserstande, geradeaus zu fahren. Manch einer spürt, dass er es nicht fertig bringt, dem andern blindlings zu vertrauen.
Später haben die Fahrlehrer eine blinde Person neben sich, die vielleicht nicht einmal gewusst hat, dass ein Auto Pedale hat. Aber nach einer ersten Kontaktnahme, findet sie jedes Bedienungsinstrument sofort wieder. Und die verschiedenen Übungen wie Slalom- oder Kreisfahren, auf Brettchen stehen bleiben und auf Geräusch reagieren macht sie mit mehr Gespür und weitaus konzentrierter als die Fahrschüler, mit denen man im Alltag zu tun hat. Und dann, in der Pause, ruft sie auch noch fröhlich: „Wir sehen uns später!“
„Wir erleben die komischsten Sachen.“
Die Erwartungen der über 70 Teilnehmenden sind sehr unterschiedlich. Manche Anfänger rechnen höchstens mit einem Plauschwochenende. Autobegeisterte wie Sheila brennen darauf, endlich wieder am Steuer zu sitzen. Sie hofft sehnlichst, dass bald Autos für Blinde erfunden werden. Urs ist früher selber gefahren. Seit er erblindet ist, lässt er sich so wenig wie möglich einschränken und ergreift begeistert die Gelegenheit, einmal einen Lastwagen zu chauffieren. Marc findet, die Automobilisten sollten endlich lernen, was zu tun ist, wenn eine sehbehinderte Person die Strasse überqueren will. Der Katalog der gut gemeinten Fehlschaltungen reicht von Lichthupen bis Aussteigen und Rüberführen und anderen komischen Sachen. Es ist noch ein weiter Weg. Aber das Ziel des Kurses, Verkehrssicherheit und gegenseitiges Verständnis zu fördern, wurde voll und ganz erreicht. Da sind sich Organisatoren und Teilnehmer einig. Darüberhinaus war es ein fröhlicher Anlass, bei dem man sich näher kennen lernen konnte. Das schätzten auch die Blindenführhunde.