Reisen Champ Pittet
Ausflug nach Champ-Pittet
Moorlandschaft, Schloss, Schmetterlinge und wilde Kräuter - im Naturzentrum am Neuenburgersee kommt jeder auf seine Kosten.
Hinkelsteine
Wer von Zürich mit der Bahn in Yverdon-les-Bains eintrifft, hat den Anschlusszug nach Champ-Pittet gerade um ein paar Minuten verpasst. Also zu Fuss weiter. Auf dem dreiviertelstündigen Spaziergang am See entlang, sieht man sich plötzlich einer Gruppe von Hinkelsteinen gegenüber. Sie stehen im Kreis auf einer Lichtung, einige bis viereinhalb Meter gross und über fünf Tonnen schwer, andere höchstens einen halben Meter hoch, alle mit menschenförmigen Umrissen. Die Bewohner der Uferdörfer bei Clendy und Champ-Pittet hatten die Menhire vor rund 5000 Jahren aufgestellt, die Erosionskraft des Sees hat sie im Laufe der Jahrtausende umgelegt. 1986 liess die Gemeinde Yverdon die Steine wieder aufrichten. Die Kleinsten mit den besonders sorgfältig herausgearbeiteten Kopfteilen wurden vorsichtshalber ins Museum Vieil-Yverdon gebracht und durch Betonabgüsse ersetzt.
Das Schloss im Ried
Der Bahnhof Champ-Pittet besteht eigentlich nur aus einem Stationsschild. Von dort führt der Weg über den Parkplatz und mitten durch den Kräuter- und Gemüsegarten. Einige der Gewächse wird man später vielleicht auf dem Teller wiederfinden. Aber vorerst gilt die ganze Aufmerksamkeit dem Schlösschen, das sich der General Frédéric Haldimand 1789 als Landsitz hatte bauen lassen, ohne selber je darin zu wohnen. Er starb 1791 nachdem er einen Grossteil seines Lebens im Ausland verbracht hatte. Geboren 1718 in Yverdon, diente er sich bei den „Royal Americans“, einem britischen Regiment in Nordamerika, zum General hoch. Er war unter andem Gouverneur von Pensacola, Florida und von Québec; die letzten Jahre verbrachte er in London. Überall fand er Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung, dem Kauf von Grundstücken und dem Bau von Häusern. Bei einem seiner Besuche in der Heimat erwarb er das Land in Champ-Pittet bei Yverdon. Das Städtchen mit seinen Thermalquellen war im 18. Jahrhundert ein eleganter Badeort.
Den Plan für sein Landhaus soll Frédéric Haldimand auf der Rückseite eines Briefes skizziert haben. Inspirieren liess er sich unter anderem von den englischen Häusern seiner Zeit. Das zeigt der halbrunde Erker an der Nordfassade mit der Terrasse im zweiten Stock. Der gelbe Stein aus Neuchâtel und das Walmdach wiederum sind typisch für die Region. Die Zeitgenossen Haldimands lobten das neoklassizistische Gebäude für seine Originalität und Modernität. Es fand auch sofort neue Besitzer, Adlige zuerst, später Industrielle. Auf einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1946 sieht man hinter dem Schloss ein Bauernhaus und ein ganzes Ensemble von Oekonomiegebäude. Sie wurden abgerissen und erst in den letzten Jahren durch einen schlichten holzverkleideten Bau ersetzt.
Ein Glücksfall für Pro Natura
1979 konnten pro Natura Schweiz und die Sektion Pro Natura Waadt das Anwesen kaufen und 1985 in dieser einmalig schönen Landschaft ein Naturzentrum eröffnen. Das von Grund auf renovierte Schloss wird heute vielfältig genutzt. Der grosse Festsaal mit dem schmucken Kachelofen kann für Bankette gemietet werden. In den Salons finden regelmässig Kunstausstellungen statt, und im ausgebauten Dachstock wird während der Wintermonate jeweils eine ganze Szenerie aufgebaut. Die grosse bunte Raupe eines Schwalbenschwanzes – Tier des Jahres 2003 – weist auf das aktuelle Thema hin:„Des pattes ... aux ailes“, das wechselvolle Leben der Schmetterlinge - von gefüsselt bis geflügelt. Die Ausstellung ist von April bis Oktober für das Publikum geöffnet.
Wir fordern mehr Schmetterlinge!
„Stell dir vor, du seist ein Schwalbenschwanz. Auf welcher Pflanze würdest du deine Eier ablegen?“ Die interaktive Ausstellung konfrontiert kleine und grosse Besucherinnen und Besucher sofort mit allen Besonderheiten in ihrem neuen Dasein als Schmetterling. Wie sehen meine Eier aus? Was fresse ich als Raupe? Wie machts mein Nachbar, der Distelfalter? Wo halte ich mich als Puppe auf? Den magischen Moment, wenn die Hülle aufspringt und der Falter sich zum ersten Mal entfaltet, erlebt man im Innern eines riesigen Kokons: Ein 6-minütiges Video zeigt den in jeder Beziehung spannenden Vorgang. Besucher unter 50 kg dürfen anschliessend auch im gelbschwarzen Schwalbenschwanzkostüm über einer Blumenwiese schweben und sich dank Videokamera auch gleich beim Flattern beobachten.
Die Multivisions-Show „Bzzz“ zieht einen hinein in die verborgene Welt der Insekten. Sechzehn Fotografinnen und Fotografen lieferten die zum Teil phantastisch anmutenden Detailaufnahmen. Eine Viertelstunde lang nichts als Schönheit, eine fragile Schönheit, die arg gefährdet ist.
Zwei Drittel der einheimischen 190 Tagfalterarten sind bedroht, dreizehn stehen kurz vor dem Aussterben, darunter der Bacchantin und verschiedene Bläulingsarten. Pro Natura lanciert deshalb eine dreijährige Kampagne zur Erhaltung und Vermehrung der Falter. Ein wichtiger Partner ist dabei die Landwirtschaft. Auf biologisch bebautem Land leben rund dreimal mehr Schmetterlinge als auf den konventionell bewirtschafteten Flächen. In der Schweiz wird auf zehn Prozent der Fläche Biolandbau betrieben; das ist international gesehen Rang drei hinter Liechtenstein und Österreich.
Liebesrosen und Kummermalven
Alle Menschen mögen bunte Schmetterlinge. Aber viele Leute wissen gar nicht, dass diese mit exotischen Sträuchern nichts anfangen können. Schmetterlingsfreundliche Privatgärten sind deshalb ein weiteres Thema der laufenden Naturschutzkampagne. Anschauungsunterricht liefern die Gärten von Champ-Pittet.
Auf der Ostseite des Schlosses, dort wo einmal das Bauerhaus stand, blüht heute der ‚Garten der Gefühle’: Vier verschiedene Stimmungen mit den ihnen zugedachten Formen, Farben und Pflanzen, deren Blüten wiederum die unterschiedlichsten Insekten anlocken.
Auf einem Parcours entlang von Obstgarten, Hecken, Teich und Waldrand kann man die 36 wichtigsten Nahrungspflanzen der einheimischen Schmetterlingsraupen ausfindig machen.
Vom Park führen Wege hinaus ins grösste Sumpfgebiet der Schweiz.
Auf Holzstegen – alle kinderwagen- und rollstuhlgängig – durchquert man den Wald und das Schilf am Seeufer. Hier wohnen die Grünfrösche, Libellen und Teichrohrsänger. Hier nisten rund 70 Vogelarten und ungefähr 200 Arten halten sich zeitweilig hier auf. Vom Beobachtungsturm aus kann man die eine oder andere unbemerkt studieren.
Der Name Grande Gariçaie – in etwa: ‚grosses Seggenried’ leitet sich ab von Carex, einer hier weit verbreiteten Grasart. Als Frédéric Haldimand damals das Grundstück kaufte, war es noch kaum Moorlandschaft. Sie entstand erst nach 1878, nachdem die Jurazuflüsse korrigiert worden waren und der Seespiegel sank. Wäre das Ried sich selber überlassen, würde es durch die abgestorbenen Pflanzen wieder verlanden. Darum wird das Schilf alle drei Jahre gemäht. Bei Überschwemmungen holt sich der See hin und wieder einen Teil des Landes zurück. Vom Wald her versuchen Büsche und Bäume Fuss zu fassen und das Schilf zu verdrängen. Der Mensch muss überall ein wenig eingreifen.
Ein Strassennetz für Tiere
Neben Wellenschlag, Vogelstimmen und Froschquaken im Ried bildet das Brummen und Rauschen der Autos eine ständige Geräuschkulisse. Die Strasse nach Yvonnand durchschneidet parallel zur Bahnlinie das Gelände; Fussgänger und Kröten werden sicher untendurch geleitet. Man mag es bedauern, dass der beeindruckende Fleck Land nicht am Stück zu haben ist. Aber ohne Autostrasse und Parkplatz würde wohl nur ein Bruchteil der Besucherinnen und Besucher den Weg ins Naturzentrum finden. Andererseits weist gerade das Vorhandensein der Fahrbahnen auf eines der Hauptprobleme unserer Tierwelt hin: Die Zerstückelung des Lebensraumes durch Verkehrswege. Jeder Autofahrer und jede Autofahrerin wären zu Recht empört, wenn die Strasse, auf der sie sich befinden, abrupt und ohne Vorwarnung aufhörte. Aber genau das passiert den Tieren tagtäglich. Vögel und Falter können zwar uneingeschränkt durch die Luft reisen. Aber was, wenn sie keine Nahrung und keinen Nistplatz finden und auf der Strecke bleiben? Pro Natura fordert deshalb, die günstigen Lebensräume für Schmetterlinge und andere Tiere miteinander zu einem weit reichenden, engmaschigen Netz zu verknüpfen. Dazu kann jeder und jede im eigenen Gärtchen etwas beitragen.
Wer mehr über den Strassenbau in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten erfahren möchte, soll die eindrücklichen Tafeln im hinteren Treppenhaus von Schloss Champ-Pittet studieren.
Cuisine aux plantes sauvages
Dominique Ruffieux sieht sich auch ein wenig als Schmetterling. Mit dem glücklichen Unterschied, dass er nicht auf wenige Pflanzen fixiert ist, sondern von allem angezogen wird, was grün hervorspriesst. Erste Erfolge mit wilden Kräutern hatte er zusammen mit Judith Baumann, mit der er die berühmte ‚Pinte des Mossettes’ im Freiburgischen Cerniat führte. „Wir hatten keinen Garten, also pflückten wir, was rund um die Hütte wuchs, den Guten Heinrich und so. Wie die Sennen das seit jeher getan haben. Wiesenkräuter sind so viel kräftiger, blumiger, würziger. Das sollen unsere Gäste wiederentdecken. In den ersten Frühlingswochen ist die Vielfalt noch nicht so gross, aber man findet Huflattich, Schlüsselblumen, Schafgarbe. Und die Blüten des Löwenzahns ergeben nicht nur Gelee, sondern auch eine wunderbare Suppe.“
Dieses Jahr kocht Dominique Ruffieux zusammen mit Jeaps Keller, bekannt aus dem ‚Paradiesli’ in Biel oder vom ‚Café Mondial’ an der Expo 02. Zur Zeit stehen Seelandenten in sechs verschiedenen Variationen auf der Karte. Jeden Mittag gibt’s ein Menu mit Vorspeise, Hauptgang, Käse oder Dessert zu rund 25.- Franken.“Für junge Leute bis 23 Jahre bieten wir ein Menu Surprise für 2 Personen für hundert Franken inl an. Wir möchten, dass sie auf den Geschmack kommen.“ Die Wiederbelebung unserer verarmten Geschmacksnerven ist eines der Hauptanliegen der Köche von Champ-Pittet. Ihr Einsatz wurde vom Gault & Millau mit vierzehn Punkten belohnt.
Reisen Champ Pittet
Ausflug nach Champ-Pittet
Moorlandschaft, Schloss, Schmetterlinge und wilde Kräuter - im Naturzentrum am Neuenburgersee kommt jeder auf seine Kosten.
Hinkelsteine
Wer von Zürich mit der Bahn in Yverdon-les-Bains eintrifft, hat den Anschlusszug nach Champ-Pittet gerade um ein paar Minuten verpasst. Also zu Fuss weiter. Auf dem dreiviertelstündigen Spaziergang am See entlang, sieht man sich plötzlich einer Gruppe von Hinkelsteinen gegenüber. Sie stehen im Kreis auf einer Lichtung, einige bis viereinhalb Meter gross und über fünf Tonnen schwer, andere höchstens einen halben Meter hoch, alle mit menschenförmigen Umrissen. Die Bewohner der Uferdörfer bei Clendy und Champ-Pittet hatten die Menhire vor rund 5000 Jahren aufgestellt, die Erosionskraft des Sees hat sie im Laufe der Jahrtausende umgelegt. 1986 liess die Gemeinde Yverdon die Steine wieder aufrichten. Die Kleinsten mit den besonders sorgfältig herausgearbeiteten Kopfteilen wurden vorsichtshalber ins Museum Vieil-Yverdon gebracht und durch Betonabgüsse ersetzt.
Das Schloss im Ried
Der Bahnhof Champ-Pittet besteht eigentlich nur aus einem Stationsschild. Von dort führt der Weg über den Parkplatz und mitten durch den Kräuter- und Gemüsegarten. Einige der Gewächse wird man später vielleicht auf dem Teller wiederfinden. Aber vorerst gilt die ganze Aufmerksamkeit dem Schlösschen, das sich der General Frédéric Haldimand 1789 als Landsitz hatte bauen lassen, ohne selber je darin zu wohnen. Er starb 1791 nachdem er einen Grossteil seines Lebens im Ausland verbracht hatte. Geboren 1718 in Yverdon, diente er sich bei den „Royal Americans“, einem britischen Regiment in Nordamerika, zum General hoch. Er war unter andem Gouverneur von Pensacola, Florida und von Québec; die letzten Jahre verbrachte er in London. Überall fand er Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung, dem Kauf von Grundstücken und dem Bau von Häusern. Bei einem seiner Besuche in der Heimat erwarb er das Land in Champ-Pittet bei Yverdon. Das Städtchen mit seinen Thermalquellen war im 18. Jahrhundert ein eleganter Badeort.
Den Plan für sein Landhaus soll Frédéric Haldimand auf der Rückseite eines Briefes skizziert haben. Inspirieren liess er sich unter anderem von den englischen Häusern seiner Zeit. Das zeigt der halbrunde Erker an der Nordfassade mit der Terrasse im zweiten Stock. Der gelbe Stein aus Neuchâtel und das Walmdach wiederum sind typisch für die Region. Die Zeitgenossen Haldimands lobten das neoklassizistische Gebäude für seine Originalität und Modernität. Es fand auch sofort neue Besitzer, Adlige zuerst, später Industrielle. Auf einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1946 sieht man hinter dem Schloss ein Bauernhaus und ein ganzes Ensemble von Oekonomiegebäude. Sie wurden abgerissen und erst in den letzten Jahren durch einen schlichten holzverkleideten Bau ersetzt.
Ein Glücksfall für Pro Natura
1979 konnten pro Natura Schweiz und die Sektion Pro Natura Waadt das Anwesen kaufen und 1985 in dieser einmalig schönen Landschaft ein Naturzentrum eröffnen. Das von Grund auf renovierte Schloss wird heute vielfältig genutzt. Der grosse Festsaal mit dem schmucken Kachelofen kann für Bankette gemietet werden. In den Salons finden regelmässig Kunstausstellungen statt, und im ausgebauten Dachstock wird während der Wintermonate jeweils eine ganze Szenerie aufgebaut. Die grosse bunte Raupe eines Schwalbenschwanzes – Tier des Jahres 2003 – weist auf das aktuelle Thema hin:„Des pattes ... aux ailes“, das wechselvolle Leben der Schmetterlinge - von gefüsselt bis geflügelt. Die Ausstellung ist von April bis Oktober für das Publikum geöffnet.
Wir fordern mehr Schmetterlinge!
„Stell dir vor, du seist ein Schwalbenschwanz. Auf welcher Pflanze würdest du deine Eier ablegen?“ Die interaktive Ausstellung konfrontiert kleine und grosse Besucherinnen und Besucher sofort mit allen Besonderheiten in ihrem neuen Dasein als Schmetterling. Wie sehen meine Eier aus? Was fresse ich als Raupe? Wie machts mein Nachbar, der Distelfalter? Wo halte ich mich als Puppe auf? Den magischen Moment, wenn die Hülle aufspringt und der Falter sich zum ersten Mal entfaltet, erlebt man im Innern eines riesigen Kokons: Ein 6-minütiges Video zeigt den in jeder Beziehung spannenden Vorgang. Besucher unter 50 kg dürfen anschliessend auch im gelbschwarzen Schwalbenschwanzkostüm über einer Blumenwiese schweben und sich dank Videokamera auch gleich beim Flattern beobachten.
Die Multivisions-Show „Bzzz“ zieht einen hinein in die verborgene Welt der Insekten. Sechzehn Fotografinnen und Fotografen lieferten die zum Teil phantastisch anmutenden Detailaufnahmen. Eine Viertelstunde lang nichts als Schönheit, eine fragile Schönheit, die arg gefährdet ist.
Zwei Drittel der einheimischen 190 Tagfalterarten sind bedroht, dreizehn stehen kurz vor dem Aussterben, darunter der Bacchantin und verschiedene Bläulingsarten. Pro Natura lanciert deshalb eine dreijährige Kampagne zur Erhaltung und Vermehrung der Falter. Ein wichtiger Partner ist dabei die Landwirtschaft. Auf biologisch bebautem Land leben rund dreimal mehr Schmetterlinge als auf den konventionell bewirtschafteten Flächen. In der Schweiz wird auf zehn Prozent der Fläche Biolandbau betrieben; das ist international gesehen Rang drei hinter Liechtenstein und Österreich.
Liebesrosen und Kummermalven
Alle Menschen mögen bunte Schmetterlinge. Aber viele Leute wissen gar nicht, dass diese mit exotischen Sträuchern nichts anfangen können. Schmetterlingsfreundliche Privatgärten sind deshalb ein weiteres Thema der laufenden Naturschutzkampagne. Anschauungsunterricht liefern die Gärten von Champ-Pittet.
Auf der Ostseite des Schlosses, dort wo einmal das Bauerhaus stand, blüht heute der ‚Garten der Gefühle’: Vier verschiedene Stimmungen mit den ihnen zugedachten Formen, Farben und Pflanzen, deren Blüten wiederum die unterschiedlichsten Insekten anlocken.
Auf einem Parcours entlang von Obstgarten, Hecken, Teich und Waldrand kann man die 36 wichtigsten Nahrungspflanzen der einheimischen Schmetterlingsraupen ausfindig machen.
Vom Park führen Wege hinaus ins grösste Sumpfgebiet der Schweiz.
Auf Holzstegen – alle kinderwagen- und rollstuhlgängig – durchquert man den Wald und das Schilf am Seeufer. Hier wohnen die Grünfrösche, Libellen und Teichrohrsänger. Hier nisten rund 70 Vogelarten und ungefähr 200 Arten halten sich zeitweilig hier auf. Vom Beobachtungsturm aus kann man die eine oder andere unbemerkt studieren.
Der Name Grande Gariçaie – in etwa: ‚grosses Seggenried’ leitet sich ab von Carex, einer hier weit verbreiteten Grasart. Als Frédéric Haldimand damals das Grundstück kaufte, war es noch kaum Moorlandschaft. Sie entstand erst nach 1878, nachdem die Jurazuflüsse korrigiert worden waren und der Seespiegel sank. Wäre das Ried sich selber überlassen, würde es durch die abgestorbenen Pflanzen wieder verlanden. Darum wird das Schilf alle drei Jahre gemäht. Bei Überschwemmungen holt sich der See hin und wieder einen Teil des Landes zurück. Vom Wald her versuchen Büsche und Bäume Fuss zu fassen und das Schilf zu verdrängen. Der Mensch muss überall ein wenig eingreifen.
Ein Strassennetz für Tiere
Neben Wellenschlag, Vogelstimmen und Froschquaken im Ried bildet das Brummen und Rauschen der Autos eine ständige Geräuschkulisse. Die Strasse nach Yvonnand durchschneidet parallel zur Bahnlinie das Gelände; Fussgänger und Kröten werden sicher untendurch geleitet. Man mag es bedauern, dass der beeindruckende Fleck Land nicht am Stück zu haben ist. Aber ohne Autostrasse und Parkplatz würde wohl nur ein Bruchteil der Besucherinnen und Besucher den Weg ins Naturzentrum finden. Andererseits weist gerade das Vorhandensein der Fahrbahnen auf eines der Hauptprobleme unserer Tierwelt hin: Die Zerstückelung des Lebensraumes durch Verkehrswege. Jeder Autofahrer und jede Autofahrerin wären zu Recht empört, wenn die Strasse, auf der sie sich befinden, abrupt und ohne Vorwarnung aufhörte. Aber genau das passiert den Tieren tagtäglich. Vögel und Falter können zwar uneingeschränkt durch die Luft reisen. Aber was, wenn sie keine Nahrung und keinen Nistplatz finden und auf der Strecke bleiben? Pro Natura fordert deshalb, die günstigen Lebensräume für Schmetterlinge und andere Tiere miteinander zu einem weit reichenden, engmaschigen Netz zu verknüpfen. Dazu kann jeder und jede im eigenen Gärtchen etwas beitragen.
Wer mehr über den Strassenbau in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten erfahren möchte, soll die eindrücklichen Tafeln im hinteren Treppenhaus von Schloss Champ-Pittet studieren.
Cuisine aux plantes sauvages
Dominique Ruffieux sieht sich auch ein wenig als Schmetterling. Mit dem glücklichen Unterschied, dass er nicht auf wenige Pflanzen fixiert ist, sondern von allem angezogen wird, was grün hervorspriesst. Erste Erfolge mit wilden Kräutern hatte er zusammen mit Judith Baumann, mit der er die berühmte ‚Pinte des Mossettes’ im Freiburgischen Cerniat führte. „Wir hatten keinen Garten, also pflückten wir, was rund um die Hütte wuchs, den Guten Heinrich und so. Wie die Sennen das seit jeher getan haben. Wiesenkräuter sind so viel kräftiger, blumiger, würziger. Das sollen unsere Gäste wiederentdecken. In den ersten Frühlingswochen ist die Vielfalt noch nicht so gross, aber man findet Huflattich, Schlüsselblumen, Schafgarbe. Und die Blüten des Löwenzahns ergeben nicht nur Gelee, sondern auch eine wunderbare Suppe.“
Dieses Jahr kocht Dominique Ruffieux zusammen mit Jeaps Keller, bekannt aus dem ‚Paradiesli’ in Biel oder vom ‚Café Mondial’ an der Expo 02. Zur Zeit stehen Seelandenten in sechs verschiedenen Variationen auf der Karte. Jeden Mittag gibt’s ein Menu mit Vorspeise, Hauptgang, Käse oder Dessert zu rund 25.- Franken.“Für junge Leute bis 23 Jahre bieten wir ein Menu Surprise für 2 Personen für hundert Franken inl an. Wir möchten, dass sie auf den Geschmack kommen.“ Die Wiederbelebung unserer verarmten Geschmacksnerven ist eines der Hauptanliegen der Köche von Champ-Pittet. Ihr Einsatz wurde vom Gault & Millau mit vierzehn Punkten belohnt.