Wir hatten die vielen Stufen erklommen und standen nun vor einem Monstrum von einer Glocke. Der Klöppel alleine soll eine halbe Tonne wiegen, die ganze Glocke mit einem Durchmesser von 2,62 m fast 13 Tonnen. Das alles habe ich im Internet erfahren. Von meinem Besuch damals vor 50 Jahren sind mir andere Dinge in Erinnerung geblieben: Der Name «le grand bourdon», oder die tiefen Kerben im Dachgestühl, welche die grosse Hummel beim Ausschwingen verursacht hatte. Zum Schluss durften wir uns unter die Glocke stellen, und der Guide touchierte mit der Hand nur leicht die Innenseite des Randes. Da erhoben sich Klänge, wie ich sie noch nie gehört hatte und erfüllten das Innere der Glocke und auch uns selbst. «Psychedelisch!» sagte mein Begleiter staunend. Ein Wort, das wir noch nicht lange kannten, aber das hier genau zu passen schien. Wann immer ich danach an der Kathedrale Notre Dame de Paris vorbeikam, musste ich an dieses wundersame Erlebnis denken. Wikipedia vermerkt, dass Emmanuel, so heisst die Glocke auch noch, beim Brand vom 15. April 2019 nicht zu Schaden gekommen ist.