Ich auch

29. Januar 2020

Nehmen Sie sofort Ihre Hand aus meiner Unterhose?! Natürlich hatte ich das nicht laut gerufen, sondern nur dringlichst gewünscht. Und mich geärgert, dass ich an diesem Morgen Strümpfe trug und keine Strumpfhosen, die derart direkte Eingriffe verunmöglicht hätten. Vor allem aber war ich schockiert. Sowas war mir nämlich im heimischen Basler Drämmli nie passiert. Aber dort war es auch nicht so düster wie in den alten Pariser Metro-Wagen, die zwar wunderschöne Holzbänke und Jugendstildekors hatten, aber leider auch ganz schwache Funzeln. Ich wollte nur noch raus ans Tageslicht. Blockiert wie ich war, hätte ich auch nicht jenes couragierte Mädchen nachahmen können, das eine zudringliche Pfote hochgerissen und dabei «A qui cette main?!» gerufen haben soll. Meine Arme und Beine waren irgendwo zwischen anderen Reisenden eingeklemmt und standen mir nicht zur Verfügung. Typischer Fehler einer Metro-Novizin. Zum Glück lernte ich schnell, beim Einsteigen meine Extremitäten schön bei mir zu behalten und meine privatesten Körperteile mit Gepäckstücken zu schützen. Da war zum Beispiel dieser kleine Dicke mit dem Mondgesicht, der sich immer mit dem Rücken zu den Frauen hinstellte, die herabhängende Hand mit den Fingern nach hinten gedreht auf der Suche nach weiblichen Beinzwischenräumen. Erfahren, wie ich mittlerweile war, durfte ich schadenfroh in mich hineinkichern, als seine Wurstfinger erfolglos an meiner Mappe rumfummelten.

Lebewesen auf zu engem Raum werden übergriffig, dass kann jedes Batteriehuhn bestätigen. Aber das gibt keinem Menschen das Recht, fremde Körper heimzusuchen. Auch nicht dem Kunden, der sich am Firmenanlass zu fortgeschrittener Stunde handlich und mündlich für meinen Po begeisterte. Habe ich ihm eine runtergehauen? Schliesslich hatte ich beide Hände frei. Aber ich konnte es nicht verantworten, einen derart lukrativen Werbeauftrag auf einen Schlag resp. mit einem Schlag aufs Spiel zu setzen.

Aktuelles Ich auch

29. Januar 2020

Nehmen Sie sofort Ihre Hand aus meiner Unterhose?! Natürlich hatte ich das nicht laut gerufen, sondern nur dringlichst gewünscht. Und mich geärgert, dass ich an diesem Morgen Strümpfe trug und keine Strumpfhosen, die derart direkte Eingriffe verunmöglicht hätten. Vor allem aber war ich schockiert. Sowas war mir nämlich im heimischen Basler Drämmli nie passiert. Aber dort war es auch nicht so düster wie in den alten Pariser Metro-Wagen, die zwar wunderschöne Holzbänke und Jugendstildekors hatten, aber leider auch ganz schwache Funzeln. Ich wollte nur noch raus ans Tageslicht. Blockiert wie ich war, hätte ich auch nicht jenes couragierte Mädchen nachahmen können, das eine zudringliche Pfote hochgerissen und dabei «A qui cette main?!» gerufen haben soll. Meine Arme und Beine waren irgendwo zwischen anderen Reisenden eingeklemmt und standen mir nicht zur Verfügung. Typischer Fehler einer Metro-Novizin. Zum Glück lernte ich schnell, beim Einsteigen meine Extremitäten schön bei mir zu behalten und meine privatesten Körperteile mit Gepäckstücken zu schützen. Da war zum Beispiel dieser kleine Dicke mit dem Mondgesicht, der sich immer mit dem Rücken zu den Frauen hinstellte, die herabhängende Hand mit den Fingern nach hinten gedreht auf der Suche nach weiblichen Beinzwischenräumen. Erfahren, wie ich mittlerweile war, durfte ich schadenfroh in mich hineinkichern, als seine Wurstfinger erfolglos an meiner Mappe rumfummelten.

Lebewesen auf zu engem Raum werden übergriffig, dass kann jedes Batteriehuhn bestätigen. Aber das gibt keinem Menschen das Recht, fremde Körper heimzusuchen. Auch nicht dem Kunden, der sich am Firmenanlass zu fortgeschrittener Stunde handlich und mündlich für meinen Po begeisterte. Habe ich ihm eine runtergehauen? Schliesslich hatte ich beide Hände frei. Aber ich konnte es nicht verantworten, einen derart lukrativen Werbeauftrag auf einen Schlag resp. mit einem Schlag aufs Spiel zu setzen.