Kein Partygänger

27. März 2019

Eine plötzliche Bewegung, ein Pfiff, das Aufblitzen von schillerndem Blaugrün - und die ganze graubraune Umgebung des winterlichen Schanzengrabens ist wie verwandelt. Der Eisvogel! Seit Jahrzehnten bin ich in der kalten Jahreszeit zwischen Hallenbad und Hauptbahnhof stets mit leicht verdrehtem Kopf unterwegs. Die Augen suchen die Mauer und die kümmerlichen kahlen Bäume ab auf der Suche nach einem rostbraunen Etwas. Von vorne ist der Eisvogel nämlich längst nicht so spektakulär gefärbt. Und Eisvogel ist sowieso ein irreführender Name, denn er flieht ja gerade die vereisten Gewässer, um ausgerechnet mitten in Zürich ein paar Fische zu finden. Das französische Martin-pêcheur oder das englische Kingfisher kommen der Sache näher, auch wenn Letzteres für manche nur eine Biermarke ist.

So wie der Eisvogel auf seinem Zweig auf Beute lauert, so lauere ich auf Passanten, auf die ich mich stürzen kann, um sie mit dem blauen Wunder zu konfrontieren. Falls die dann denken, die Alte habe einen Vogel, dann liegen sie komplett richtig. Und den zeige ich ihnen dann, was bei erfreulich vielen Menschen ein grosses Staunen hervorruft.

Alle die Jahre habe ich vom Eisvogel immer nur in der Einzahl geredet: «Ich habe den Eisvogel gesehen.» Aber diesen Winter sah ich gleich zwei, einen bei der Sihlbrücke und einen kurz vor dem Bahnhof. Ein Paar? Und hat es vielleicht sogar eine der extra in die Mauer eingebauten Niströhren genutzt? Die Hoffnung, das ganze Jahr über am Schanzengraben Eisvögel anzutreffen, wird sich nicht erfüllen. Denn sobald sich die Ufersteine erwärmen, wird das Idyll zum Futterplatz von Mittagspausierenden und an Wochenenden zur nächtlichen Partymeile. Und das ist nicht sein Ding.

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27. März 2019

Eine plötzliche Bewegung, ein Pfiff, das Aufblitzen von schillerndem Blaugrün - und die ganze graubraune Umgebung des winterlichen Schanzengrabens ist wie verwandelt. Der Eisvogel! Seit Jahrzehnten bin ich in der kalten Jahreszeit zwischen Hallenbad und Hauptbahnhof stets mit leicht verdrehtem Kopf unterwegs. Die Augen suchen die Mauer und die kümmerlichen kahlen Bäume ab auf der Suche nach einem rostbraunen Etwas. Von vorne ist der Eisvogel nämlich längst nicht so spektakulär gefärbt. Und Eisvogel ist sowieso ein irreführender Name, denn er flieht ja gerade die vereisten Gewässer, um ausgerechnet mitten in Zürich ein paar Fische zu finden. Das französische Martin-pêcheur oder das englische Kingfisher kommen der Sache näher, auch wenn Letzteres für manche nur eine Biermarke ist.

So wie der Eisvogel auf seinem Zweig auf Beute lauert, so lauere ich auf Passanten, auf die ich mich stürzen kann, um sie mit dem blauen Wunder zu konfrontieren. Falls die dann denken, die Alte habe einen Vogel, dann liegen sie komplett richtig. Und den zeige ich ihnen dann, was bei erfreulich vielen Menschen ein grosses Staunen hervorruft.

Alle die Jahre habe ich vom Eisvogel immer nur in der Einzahl geredet: «Ich habe den Eisvogel gesehen.» Aber diesen Winter sah ich gleich zwei, einen bei der Sihlbrücke und einen kurz vor dem Bahnhof. Ein Paar? Und hat es vielleicht sogar eine der extra in die Mauer eingebauten Niströhren genutzt? Die Hoffnung, das ganze Jahr über am Schanzengraben Eisvögel anzutreffen, wird sich nicht erfüllen. Denn sobald sich die Ufersteine erwärmen, wird das Idyll zum Futterplatz von Mittagspausierenden und an Wochenenden zur nächtlichen Partymeile. Und das ist nicht sein Ding.