Streamen vor hundert Jahren

29. Juni 2022

Gemütlich im Bett liegen und eine Opernpremiere live hören, das konnte man schon Ende des 19. Jahrhunderts – sofern man zu den glücklichen Besitzern eines Theatrophon-Abonnements gehörte. Zu diesen zählte auch der Schriftsteller Marcel Proust, der bekanntlich die meiste Zeit in seinem schallisolierten Zimmer verbrachte. Den ersten Auftritt hatte das neue Übertragungsgerät an der Internationalen Elektrizitätsausstellung 1881 in Paris. Der Erfinder Clément Ader hatte am Bühnenrand der Opéra Garnier vierzig Mikrophone installiert, welche die Aufführung in den Industriepalast übertrugen. Dort konnten die Besucherinnen und Besucher die Oper mittels zweier Hörmuscheln sozusagen in Stereo geniessen. Die Leute waren so begeistert, dass das neue Theatrophon in Frankreich und bald auch im Ausland ein grosser Erfolg wurde. Anfangs brauchte man ein spezielles Empfangsgerät – es gab auch welche mit Münzeinwurf - später wurde die Übertragung per Telefon möglich. Auch Hotels begannen, ihre Zimmer entsprechend auszustatten. Mit der Zeit wurde das Angebot immer breiter, man konnte sich ausser Opern und Theateraufführungen auch Nachrichten und Gottesdienste anhören. Selbst nach dem Aufkommen des Radios hielt sich das Theatrophon noch eine ganze Weile, denn die Übertragung war sicherer und störungsfreier als das bei den ersten Rundfunkversuchen der Fall war.

Theatrophone_-_Affiche_de_Jules_Cheret

Aktuelles Streamen vor hundert Jahren

29. Juni 2022
Theatrophone_-_Affiche_de_Jules_Cheret

Gemütlich im Bett liegen und eine Opernpremiere live hören, das konnte man schon Ende des 19. Jahrhunderts – sofern man zu den glücklichen Besitzern eines Theatrophon-Abonnements gehörte. Zu diesen zählte auch der Schriftsteller Marcel Proust, der bekanntlich die meiste Zeit in seinem schallisolierten Zimmer verbrachte. Den ersten Auftritt hatte das neue Übertragungsgerät an der Internationalen Elektrizitätsausstellung 1881 in Paris. Der Erfinder Clément Ader hatte am Bühnenrand der Opéra Garnier vierzig Mikrophone installiert, welche die Aufführung in den Industriepalast übertrugen. Dort konnten die Besucherinnen und Besucher die Oper mittels zweier Hörmuscheln sozusagen in Stereo geniessen. Die Leute waren so begeistert, dass das neue Theatrophon in Frankreich und bald auch im Ausland ein grosser Erfolg wurde. Anfangs brauchte man ein spezielles Empfangsgerät – es gab auch welche mit Münzeinwurf - später wurde die Übertragung per Telefon möglich. Auch Hotels begannen, ihre Zimmer entsprechend auszustatten. Mit der Zeit wurde das Angebot immer breiter, man konnte sich ausser Opern und Theateraufführungen auch Nachrichten und Gottesdienste anhören. Selbst nach dem Aufkommen des Radios hielt sich das Theatrophon noch eine ganze Weile, denn die Übertragung war sicherer und störungsfreier als das bei den ersten Rundfunkversuchen der Fall war.